Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern auch Geschichtetes.
CONCENTRUM-Studienfahrt nach Graz
Von Gerhard Harkam
Die Studienfahrt des CONCENTRUMs führte uns am 1. Oktober nach Graz in die Stadt der Menschenrechte. Zur Frage „Wie wird Glaube sichtbar?“ haben 15 Teilnehmende zunächst in der evangelischen Heilandskirche von Pfarrer Matthias Weigold eine Einführung in den Umgang einer Pfarrgemeinde mit ihrer eigenen Geschichte erhalten. Anhand des Denkmals für die gefallenen evangelischen Soldaten der beiden Weltkriege, das sich direkt neben der Kanzel befindet, hat Pfarrer Weigold auf den Satz des ehemaligen württembergischen Landesbischofs, Hans von Keler, verwiesen: „Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern auch Geschichtetes.“ Diese Schichten durchlässig zu machen, war das Anliegen der Pfarrgemeinde. So wurde zum Gefallenendenkmal in den 1980ern eine zweite Schicht aus Glas mit dem Text darübergelegt: „Lernen wir miteinander zu leben und nicht gegeneinander!“ Im Jahr 2017 wurde eine weitere Schicht in Form einer Installation darüber gestellt; darin erstrahlen nun Texte und Namen von Opfern, die die Erinnerung an die ermordeten evangelisch-getauften Juden und Mitglieder der Pfarrgemeinde und die gemeinsame Verantwortung aufleuchten lassen.
Im Festsaal der Heilandskirche haben uns sodann Dr. Bassem Asker, muslimischer Religionslehrer, und Dr. Markus Ladstätter, röm.-kath. Professor an der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum, einen Einblick in interreligiöses und interkulturelles Lernen an Grazer Schulen und der Hochschule eröffnet.
Am Nachmittag besuchten wir gemeinsam mit Mag. Johannes Mindler-Steiner (Afro-asiatisches Institut Graz) die Sonderausstellung im röm.-kath. Diözesanmuseum „Gemeinsam Glauben & Leben. Die Lebens- und Jahresfeste der Religionsgemeinschaften in Graz“.
Die Buntheit der religiösen und kirchlichen Lebensgestaltung wurde uns weiters in der röm.-kath. St. Andrä-Kirche deutlich vor Augen geführt; Pastoralreferentin Mag.a Waltraud Hamah Said-Hödl berichtete auch von den verschiedenen internationalen Communities, die sich in der Andräkirche regelmäßig zu Gottesdienst und Festgestaltung gemeinsam mit der lokalen Gottesdienstgemeinde einfinden. Dieser Bericht war für uns eine große Ermutigung in Zeiten, wo Resignation und Abgrenzung eher auf der Tagesordnung stehen als Zuversicht und Kreativität.
Den Abschluss bildete ein Besuch der koptischen Kirche Johannes der Täufer im Norden von Graz, wo der Technikstudent und Diakon David Awares die Geschichte der koptischen Kirche allgemein und ihres gottesdienstlichen Lebens in Graz erklärte. Ein Blick hinter die Ikonostase (Bilderwand) war dabei ein besonderer Höhepunkt. Die Kopten („Ägypter“), oftmals verfolgt, gehören zu den altorientalischen Kirchen und bilden mit ca. 8 Millionen einen kleinen, aber bedeutsamen Teil der Christenheit.
Fotoalbum von der Studienfahrt >> |
Infos zum Thema:
Und was glaubst du?
Ein Portrait religiöser Vielfalt in Graz (Trailer)
Afro-Asiatisches Institut auf Youtube, 11.06.2018
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